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Warum ich Campen eigentlich scheiße finde

Erinnert ihr euch an das Unwetterwochenende vor einigen Tagen als deutschlandweit auf der Wetterkarte nur Warnsymbole zu sehen waren und in Hessen sogar ein paar Viehtiere auf der Weide umkamen?
An diesem Wochenende war ich zelten. In Hessen.

Wir waren auf Paddeltour und hatten eigentlich sogar Glück mit dem Wetter. Der Regen brach erst am Nachmittag über uns herein. Dafür aber heftig und während wir noch im Boot saßen.

Ich war nass, total, genoss den letzten Kilometer paddelnd bei Starkregen aber trotzdem, weil ich mich ein wenig wie auf dem Amazonas fühlte (nein, ich war noch nie auf dem Amazonas, aber ich hab ’ne blühende Phantasie).

Cut.

Während ich gedanklich auf dem Amazonas unterwegs war, wandelte sich unser Campingplatz von einer sattgrünen Wiese, die zum Grillen einlud, in eine Baggermatschfläche. Zum Spielen toll, zum Campen weniger. Egal. Die ersten Sonnenstrahlen kämpften sich optimistisch wieder durch. Und solang es beim Zeltaufbauen selbst nicht regnet, passt’s ja schon.
Das Aufbauen ist außerdem kinderleicht, vorausgesetzt man hat ’ne gewisse Ahnung was man mit diesen ganzen „Knick-Stangen“ tun soll und dass die Befestigungen „Heringe“ als Spezialnamen tragen. So weit ist die Sache mit dem Campen noch gar nicht richtig schlimm.

Aber dann…

Ergriff mich die Clostridium-difficile-assoziierte Diarrhö. Auf einem Campingplatz, wie passend. Es regnete in der Zwischenzeit wieder und war dunkel. Der Boden war also herrlich matschig und die Toiletten nicht wirklich appetitlich, aber immerhin frei, das war für’s erste das Wesentliche.
Ich hab das sogar alles hingenommen, nicht mehr richtig gut gelaunt, aber noch ansprechbar. Einwenig später die Katastrophe: es regnete in unser Zelt, völlig unverhohlen einfach durch die Mitte. Platsch, Platsch, Platsch… dann sogar an den Seiten.
Dabei war ich doch einfach nur wirklich müde und mittlerweile auch noch krank und sowieso völlig erschöpft und überfordert mit dem Regen. Ich dachte nur noch an MEIN Bett und MEINE Toilette und dass ich Campen richtig scheiße finde.

Irgendwann versank ich dennoch in Dämmerschlaf und erkannte dann erst, was mich noch Stunden lang beschäftigen sollte: Ohropacks sind das wichtigste Accessoires auf einem Camping-Platz. Naja, und nun ratet mal, wer keine hatte? Also hab ich durchgemacht, war passive Teilnehmerin mehrerer geilster Partys und des abschließenden Rülpswettbewerbs, lauschte den ersten ausgeschlafen klingenden Familien bei ihren Abreisevorbereitungen und war mir sicher, die hatten alle Ohropacks dabei gehabt.

Und warum würde ich so etwas wieder tun? Weil man so viel Pech nicht immer haben kann, davon bin ich überzeugt.

Hier noch ein kleines Video von der dazugehörigen Paddeltour auf der Lahn von Kornelius geschnitten:

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Marianna

Marianna ist Hamburgerin mit griechischen Wurzeln, studierte in Berlin Literatur-, Kultur- und Rechtswissenschaften und arbeitete in Indien, Griechenland und München. Sie lebt in Berlin, ist als Autorin, Webdesignerin und Fotografin tätig und ist süchtig nach frischem Koriander.

  1. Haha….für´s Camping bin ich so langsam auch nicht mehr zu haben. Man wird ja älter, weiser und äääh, anspruchsvoller. Daher mach ich jetzt einfach Glamping. ;O) Lieben Gruss, Frau Hibbel

  2. Stefan says:

    Wie schön, dass man sich selbst wiedererkennt. Campinggeschichten sind immer wieder ein Erlebnis. Aber so viel „Mist“ auf einem Streich…respekt. Habe ich auch noch nicht erlebt! ;)

    1. Marianna says:

      Hey Stefan, dass bestätigt meine Vermutung, dass es schlimmer kaum noch kommen kann, danke dir ;). Aber solang ich nicht gezwungen oder durch Gruppeneuphorie mitgerissen werde, werde ich das Repertoire meiner Campinggeschichten erstmal nicht erweitern. Lg

  3. Petra says:

    Ach Leute, für mich als Camping-Fan sind solche Geschichten auch immer belustigend.
    Glücklicherweise ist Zelten nicht gleich Zelten :-). Wir sind jedes Jahr in Schottland unterwegs und genießen es, in unserem Zelt unser eigener Herr zu sein. Wenn es uns irgendwo nicht gefällt, reisen wir einfach weiter zum nächsten Campsite. Schlechtes Wetter? Na ja, manchmal ist es auch kühl und manchmal regnet es auch, aber wenn man vernünftiges Equipment hat, ist das halb so wild. Und so ein worst cast wie oben – da ist dann auch eine gehörige Portion Pech dabei :-) Für mich überwiegen die schönen Seiten des Campens. Aber glücklicherweise denken nicht alle so, sonst könnten wir die Einsamkeit in Schottland ja nicht genießen….Also bucht bitte alle weiter eure hübschen Zimmer irgendwo… :-)

    1. Marianna says:

      Hallo Petra, des einen Leid ist des anderen Freud ;) Aber ich bin hartnäckig, so ganz hab ich das mit dem Campen noch nicht aufgegeben, zumindest gedanklich :) VG

  4. Veronika says:

    Ich hab’s Campen von der ersten Minute an gehasst. Du hast allerdings innerhalb eines Camping-Aufenthaltes (fast) alle Gründe dafür in einem Erlebnis vereint… Naja, was uns nicht umbringt, macht uns stärker ;-)

  5. Veronika says:

    Jahaa:

    1. Wahlweise Kröten oder Spinnen so groß wie Fäuste (mindestens;-) auf der Toilette
    2. Fertigprodukte trotz Sorbitintoleranz essen, da kein Restaurant in der Nähe (das Ergebnis kommt deiner Clostridium- difficile-assoziierte Diarrhö recht nahe…)
    3. Trotz Klaustrophobie im Alkhoven des Wohnwagens übernachten
    4. Schlafnachbar mit Mundgeruch oder Schnarchproblem
    5. Ein Kühlschrank im Wohnwagen, der sich bei einer etwas stärkeren Bremsung während der Fahrt selbst entleert, weil die Sperre nicht mehr funktioniert
    6. Wo wir gerade beim Wohnwagen sind: Auf der Rückfahrt springt die Karre nicht mehr an. Also: Alle Mann raus, anschieben und im dritten Gang anfahren – und zwar bei jedem Zwischenstopp von Frankreich bis nach Deutschland
    7. Die Heizung tats auf der Rückfahrt im Wohnwagen auch nicht mehr
    8. Gaffende Mittfufziger, die ihren Bierbauch im Rippenshirt über den Campingplatz spazieren tragen
    9. Unfreundliches Campingplatz-Personal
    10. Sonnenbrand und keine Apotheke in der Nähe
    11. Mit der regelmäßigen Reinigung der öffentlichen Sanitäranlagen nimmt man es sowieso nicht so genau, saubere Toiletten und Duschen werden ja auch überschätzt…

    Ich könnte grad den ganzen Abend so weiter machen ;-)

  6. MaxM says:

    Danke für deine Schilderung – wirklich witzig. Ich war noch nie in meinem ganzen Leben campen – weil ich mir es genau so vorstelle, wie du das beschrieben hast. Eigentlich habe ich auch von noch niemandem eine andere Story gehört: immer nur Regen, Matsch, klammes Bettzeug, üble Toiletten. Dann buche ich mir lieber ein kleines Ferienhäuschen oder ein Appartement und bin zumindest wetterunabhängig.

    1. Marianna says:

      Stimmt schon. Aber ich muss mir jetzt doch selbst widersprechen. In Südafrika und Ägypten waren wir auch campen, sprich entweder ganz unter freiem Himmel geschlafen (in der ägyptischen Wüste) oder im Zelt (wie in Südafrika im Krüger Nationalpark) und das war beide Male ein Traumerlebnis, was ich definitiv wiederholen würde. Allerdings sind es auch beides Länder mit ganz anderen Temperaturen.

  7. Monika says:

    Ich schmeiß mich weg :-) Toll geschrieben, ich hab das Gefühl, ich war mit dabei ;-) Von solchen „Erlebnissen“ einmal abgesehen ist Campen aber wirklich klasse und ich möchte es nicht missen. Das Bild ist übrigens auch der Knaller – diese alten Zelte und Wohnwagen finde ich viel stylischer als die neuen und hochmodernen Teile heute. LG Monika

  8. Carina says:

    Davon bin ich auf fest überzeugt! Gib dem Campen noch eine, zwei, drei Chancen – ich verspreche Dir es wird gut ;)
    Sehr empfehlen kann ich übrigens französische Zeltplätze. Die habens echt raus und oft sogar nen Pool!

  9. Timo says:

    Oooch Campen kann so toll sein! Aber Oropacks gehören ja auch bei JEDER Reise ins Handgepäck, das solltest du doch wissen, liebe Marianna :)

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