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Ich bin Verlagsgründerin, Mutter und schwanger

Es ist November, es geht mir unglaublich beschissen. Tag für Tag. Ich hab das schonmal erlebt und gut verdrängt. Ich erinnere mich nun täglich, weshalb ich das eigentlich nie wieder tun wollte. 
Mir geht es schlecht, aber ich bin nicht krank und es gibt einfach nichts was ich gegen die Übelkeit und diese unglaubliche Müdigkeit tun kann.
Ein Zustand mit dem ich schwer klar komme. Ich kann nicht gescheit arbeiten und würde so gern.
Ich bin schwanger. Mit Wunschkind Nummer 2.

Abwarten und hoffen, dass es wie in der ersten Schwangerschaft kein 40 wöchiger Dauerzustand wird. Währenddessen stapelt sich die Arbeit und ich frage mich, ob der Zeitpunkt nicht doch der falsche ist. Wir haben ein neues Projekt, ein großes. Wir (Johannes und ich) gründen unseren eigenen Reisebuchverlag und gehen im September 2018 mit drei Büchern an den Start.
Ihr könnt das Projekt jetzt unterstützen und die ersten drei Bücher vorbestellen: www.startnext.com/reisedepeschen-verlag
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*** Update: Im Buchhandel oder in unserem Online-Shop kaufen. ***

Optimistisch und grundsätzlich entspannt wie wir beide sind waren wir uns einig, dass es diesen einen richtigen Zeitpunkt für ein (zweites) Kind niemals geben wird, schon gar nicht mit diesem neuen Projekt. Und wer weiß, ob es überhaupt klappt. Kinderwünsche bergen ja viele Fragezeichen.
Ein paar Wochen später ist mir also übel und es sieht danach aus, dass der Sommer 2018 mehrere Großereignisse auf einmal enthalten wird. Die Bücher gehen in den Druck, ein neues Kind kommt zur Welt und die Erste wird mit dann 2,5 Jahren in den Kindergarten gehen.
Also doch nichts mit kinderfreier Arbeitszeit, nicht mal für ein paar Wochen. Noch bevor Marlene in den Kindergarten kommt, ist ihr Geschwisterchen im Haus.
Natürlich hatte ich mich total darauf gefreut wieder einen ganzen Tag normale Arbeitszeit zur Verfügung zu haben. Vielleicht auch wieder Zeit zu haben für ein wenig Prokastrination, dieses sich treiben lassen von einem Thema zum nächsten, es fehlt mir.

Nörgelei auf hohem Niveau. Denn ich bin unglaublich zufrieden mit unserem Lebensmodell. Wir sind beide selbstständig, verfügen über eine selbstbestimmte Zeiteinteilung, arbeiten von zu Hause und betreuen die Kleine ganztags selber. Es war uns einfach zu früh sie mit einem Jahr in die Kita zu geben, keiner von uns dreien war dazu wirklich bereit. Ich hatte Angst etwas in der Entwicklung meines Kindes zu verpassen, diese täglichen „Zum-Ersten-Mal“ Momente. Ich hatte Angst vor dem Einfluss, die eine Betreuung, die nicht mit meinen pädagogischen Werten übereinstimmt, auf mein Kind haben könnte. Und wir haben einen Kindergarten gefunden mit dem wir uns richtig wohl fühlen, aber eben erst zum Sommer 2018.

Trotzdem will ich arbeiten. Ja, ich bin als Mutter diejenige gewesen, die nach der Geburt deutlich weiter zurückgetreten ist von der Arbeit als der Vater. Klassisch. Das war auch ok so, ich hab die Zeit genossen. Stillen, das Baby anhimmeln, wahnsinnig verliebt sein und mich über jede Regung wie ein Honigkuchenpferd freuen. Hin und wieder die Mails und kleinere Aufträge bearbeiten war natürlich trotzdem gegeben, ich hab als Selbstständige nie gänzlich aufgehört zu arbeiten. Aber nach einem Jahr und dieser verrückten Idee eines eigenen Verlags wurde eben auch der Wunsch wieder richtig zu arbeiten größer. 
Seitdem teilen wir uns die Arbeitszeit und die Kinderbetreuung. Vormittags ich, nachmittags er. Zur Mittagszeit und Abends können wir gemeinsam arbeiten. Das funktioniert. Natürlich nicht auf Anhieb, es gab Unzufriedenheit auf beiden Seiten über nicht eingehaltene Abmachungen und Zeiten.
Die Arbeitszeit ist jetzt zwar kürzer als ohne Kind, aber seitdem ich Mutter bin arbeite ich wesentlich effektiver. Ich nutze meine Arbeitszeit zu hundert Prozent. Ablenkung ist nicht drin. Das ist total befriedigend, weil ich in kurzer Zeit wahnsinnig viel schaffe, aber auch sehr anstrengend, weil ich die ganze Zeit mit voller Konzentration dabei bin.
Ich genieße den Nachmittag mit der Kleinen, weil ich runterkomme und abgelenkt bin, zumindest von der Arbeit. Das Kleinkind bringt andere Herausforderungen mit sich. Parallel zu der Schwangerschaft bin ich froh um jeden Abend, den ich noch halbwegs konzentriert weiter arbeiten kann. Ganz unanstrengend ist das alles nicht, auch wenn das hier jetzt so locker flockig klingt. Aber es macht Spaß.

Denn der eigene Verlag ist ein Traumprojekt.

Vor einem Jahr auf Ko Phayam in Thailand haben wir uns irgendwann angefangen richtig zu langweilen. Langeweile ist für das Gehirn bekanntlich extrem gesund und fördert Kreativität. Es entstand eine Idee, die wir anfänglich für völlig unmöglich hielten. Ein Jahr später ist daraus ein konkretes Projekt geworden, was riesigen Spaß macht und sich nach der richtigen Entscheidung anfühlt.
Die Finanzierungsfrage war das erste große Fragezeichen. Wir gründen den Verlag aus eigenen Mitteln. 
Können wir unsere Titelideen umsetzen, haben Leute Lust mit uns zusammenzuarbeiten, waren die nächsten offenen Fragen. Wir freuen uns heute riesig, dass wir großartige Autoren für alle Bücher gewinnen konnten, die ebenfalls mit großem Enthusiasmus dabei sind. Das motiviert ungemein. 
Und gemeinsam haben wir es geschafft, dass unsere Crowdfunding-Kampagne bereits an Tag fünf das Ziel überschritten hat. Hammer! Danke!
Auch wenn das erste Ziel erreicht ist, kann man die Bücher weiterhin vorbestellen und so unsere Verlagsgründung unterstützen. Je mehr wir zusammenbekommen, desto sicherer ist das finanzielle Fundament des Verlags, denn die nächsten beiden Buchideen stehen schon in den Startlöchern.
So und jetzt hüpft hier rüber, um euch die geilsten Reisebücher ever zu sichern.

Und wieso wir das überhaupt machen hat Johannes auf Reisedepeschen wundervoll erklärt: „Plädoyer für das schönere Reisebuch“.

Danke!

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Marianna

Marianna ist Hamburgerin mit griechischen Wurzeln, studierte in Berlin Literatur-, Kultur- und Rechtswissenschaften und arbeitete in Indien, Griechenland und München. Sie lebt in Berlin, ist als Autorin, Webdesignerin und Fotografin tätig und ist süchtig nach frischem Koriander.

  1. Ariana says:

    Was für ein wunderschöner Bericht mit zauberhaften Fotos! Ich drücke Dir auf jeden Fall die Daumen, dass Du all die vielen „Projekte“ gut miteinander vereinen kannst.
    Liebe Grüsse
    Arian

  2. Lea says:

    Das klingt unglaublich anstrengend und inspirierend zugleich. Schön, auch mal so einen Einblick zu haben und zu sehen, dass es ab dem ersten Kind auch andere kreative Alternativen für Bloggerinnen gibt als einen Mama-Blog zu gründen!

  3. Anna says:

    Liebe Marianna,

    ich freue mich ganz arg mit euch über die Schwangerschaft und dass die Crowdfunding-Kampagne so toll angelaufen ist! Ich bin so gespannt auf die Bücher – und natürlich auch auf den zweiten Miniweltenbummler oder -weltenbummlerin! Dass das Arbeiten mit Baby nicht ganz leicht ist, merke ich jetzt auch jeden Tag – noch ist der Mini ja sehr klein und ich stehe nicht unter Druck, aber ich merke jetzt auch schon wie viel produktiver ich bin als früher ;) Ich bin mir sicher, dass ihr das super hinkriegt.

    Ich wünsche euch auf jeden Fall weiterhin ganz viel Erfolg mit dem Verlag und dir drücke ich die Daumen, dass du die Schwangerschaft doch noch richtig genießen kannst! Alles Liebe!

    Anna

    1. Marianna says:

      Lieben Dank Anna!
      Die zweite Schwangerschaft ist total anders als die erste, weil man viel abgelenkter und beschäftigter ist durch das erste Kind. Die Zeit vergeht auch schneller. Und ich komme hin und wieder in die Situation, dass ich mir nicht ganz sicher bin in welcher Woche ich eigentlich bin ;) Ist mir beim ersten nicht passiert.
      Liebe Grüße

  4. Eva says:

    Hallo, Marianna!!!
    Ich bin von solchen Menschen (wie Sie) begeistert!!! Das Kind, das fast immer Aufmerksamkeit fordert, die Schwangerschaft, die Arbeit…alles zusammen….braucht viel Zeit. Ich habe zwei Kinder, aber ich habe kaum Zeit zu arbeiten.
    Ich wünsche euch viel Geduld und große Erfolge

  5. Hallo Marianna,

    also wenn man das alles so liest muss man einfach Respekt vor dir haben! Kinder und Beruf unter einen Hut zu bringen ist nie einfach. Aber du schreibst so schön über deine Träume und deine Projekte, das ist wirklich inspirierend!

    Es hat sehr viel Spaß gemacht das alles zu lesen und ich wünsche dir weiterhin ganz viel Kraft und Erfolg mit deiner Familie und deinem Traum.

    Liebe Grüße

    Christof

  6. Nikola says:

    Liebe Marianna, alles gute für eurer Traumprojekt! Ich habe meinen Verlag mikrotext auch gegründet, als ich schwanger war, und ich kann deine Überlegungen gut nachvollziehen. Wenn das Baby und der Verlag noch in Kinderschuhen stecken, ist das eine sehr spannende Zeit, für die ich euch vor allem viel Spaß und bestaunenswerte erste Schritte wünsche. Euer Programm klingt jedenfalls schon ganz toll, ich freue mich auf die Bücher!

  7. Ingolf Urban says:

    Hi Marianna,
    reise auch gern.
    War schon bis auf Hawaii, war fast in Australien, fuhr mit dem Fahrrad nach Barcelona.
    Sammele Postkarten und habe schon ca. 6000 Stück.
    Viel Glück in der Schwangerschaft und einen schönen 3.Advent.
    Gruß Ingolf aus Hamburg

  8. Andrea says:

    Liebe Marianna, als ich die Überschrift dieses Blogartikel gelesen habe, war ich so neugierig! Ich bin auch selbstständig und Mutter einer 8-Monatigen Tochter! Mein mir war der Zeitpunkt auch nicht wirklich cool: Im Dezember einen Reiseveranstalter gegründet, im Februar ging es mir schlecht. „Oh, Mist ich bin schwanger“ und dann im April die erste Reise nach Kolumbien – ausgebucht. Jaaa, es ist oft schwierig, aber irgendwie bekommt man es ja doch hin! Danke für Deinen Artikel, musste öfters schmunzeln, Deine Andrea

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