Wonach eigentlich? Nach Berlin. Auch wenn wir es nie als Heim bezeichnet hatten (sondern Hamburg) bis zu dem Zeitpunkt an dem wir weg mussten. Aus einer Zweckbeziehung wurde doch noch Liebe.
A Love Marriage sozusagen; ein Kommentar, den man recht häufig in Indien hört, wenn man mit seinem Partner unterwegs ist.
Dem Trend zum Trotz wohnten wir nicht im hippen Prenzlberg Prenzlauer Berg, auch nicht im ranzig charmanten Friedrichshain oder einem anderen Gentrifizierungsopfer, sondern ganz einfach in Charlottenburg. Einem Stadtteil, wo man beim Bummeln einfach so mal auf Oskarpreisträger – Christoph Waltz, (Ex-) Bundespräsidenten – Köhler und deutsche Filmpreisträger – Misel Maticevic trifft. Unprätentiös aufregend, irgendwie alltäglich – das ist Charlottenburg und das vermissen wir.
Aus sieben Jahren Erkundungsdrang werden hier nun kleine Schätze vorgestellt, die all den BBBs (Berlin-Besuchern und -Bewohnern) als Anreiz für einen Besuch der ehemaligen bürgerlichen Großstadt dienen sollen.
Churros
„Churros sind wurstähnliche Teigwaren, so ähnlich wie Pommes Frites, aber dicker und mit netten Riffeln an den Seiten. Die Riffeln rühren von der Churro-Maschine her, die die Churro-Würste so ähnlich ausspuckt wie eine Nudelmaschine die Pasta. Die Churros werden in Fett gerollt und danach in warme, dickflüssige Schokolade getunkt. Diese wird in einer Tasse serviert, was irreführend ist, ein Puddingbecher wäre passender. Und dann wird der schokoladierte Churro mit all seinen köstlichen Kalorien und Zuckermolekülen und Fettäugelchen in den Mund befördert.“Aus Tanja Dückers, Schoko-Kunst-Tour auf Literaturport.de
Churros kannte ich zwar schon, aber diese nonkonformistische Beschreibung der wurstähnlichen Teigwaren machte mich ein zweites Mal neugierig. Bei „nibs cacao“ (Bleibtreustrasse 46) wurde ich süchtig und bekenne: Ja, Schokolade macht glücklich!
Markt auf dem Karl-August-Platz (Mi, Sa)
Oder Bilderbuchmarkt – traditionell auf dem Kirchplatz rund um die Trinitatiskirche gelegen, schlendert man mit einem ToGoCaféLatte vorbei an jungem holländischen Matjes, zu einem Kartoffelstand mit einer unschlagbaren Auswahl dieses Erdapfels, weiter hin zu einer Mini-Patisserie, um bei einem mit Baskenmütze getarnten Südosteuropäer französischen Käse zu erwerben, der ein wenig später gemeinsam mit dem frischen Apfelsaft bei einem After-Markt-Frühstück vertilgt wird.
Schawarma
Eine Entdeckung, die es offensichtlich nur in Berlin zu machen gibt. Bei „Karun“ (Pestalozzistr. 26) gabs schon vor sieben Jahren den besseren Döner (mariniertes gegrilltes Hähnchenfleisch mit Salat, Gemüse und Joghurt-/Mangosauce in ein dünnes Fladenbrot gerollt).
Café Richter (Giesebrechtstraße 22)
Kuchen wie bei Oma. Im doppelten Sinne: sowohl Kuchen und Torten, als auch die Einrichtung garantieren einen Kaffeekranz in authentisch familiärer Atmosphäre.
Japanisch
In klein Chinatown – auf der Kantstraße – finden sich zwischen den unzähligen mafiös anmutenden Thailändern, Vietnamesen und Chinesen zwei kleine Japaner, deren Küche wohl nicht zu der Haute Cuisine gerechnet werden kann, die aber mit einem ungekünstelt einfachen Ambiente fast schon die Illusion erzeugen, man wäre tatsächlich grad in Japan. Wer sich wie bei Hattori-Hanzo fühlen möchte, sollte Heno Heno (Kantstr. 65) aufsuchen oder im Hinterzimmer bei Udagawa (Kantstr. 118-119) einen heißen Sake ordern.
Filmtipp:
Die Mini-Serie von Dominik Graf, Im Angesicht des Verbrechens.*
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Super Post! Die Tipps notier ich mir für den nächsten Berlin Besuch.
Cool!
Und was ist mit dem restlichen Teil der Stadt?
Hey Joseph, ich denk drüber nach.
Leider ist das Cafe Richter an einen neuen Besitzer übergegangen und -was viel schlimmer ist- renoviert worden. Jetzt ist es tantig gediegen und der schwule Scharm dahin. Der Charlottenburger flüchtet sich in den Kuchenladen, Kantstraße zwischen Bleibtreu und Schlüter. Oder zu Frau Behrens, Wilmersdorfer/Adenauer Platz. Ein wenig zu eng, um in Ruhe über Touristen zu lästern, aber auch gut.
Oh nein! Wie schade. Die Aprikosentarte war die leckerste der Stadt. Dank dir, Anne, für die Info.
Noch mehr einzigartige Restaurant-Tipps für Berlin gibt’s in meinem Artikel bei Hostelbookers: http://blog-de.hostelbookers.com/staedtereisen/berlin/berlin-guenstig-essen/.
Dann muss ich wohl doch noch mal los, um diese kleinen Berliner Schätze auch für mich zu entdecken, bevor es in 20 Tagen so richtig weit weg geht.
Prenzlberg… ich dachte immer, das heißt Pregnancy Hill… ;)
Hi hi… Mach das und grüß mir meine alte Ecke. Viel Erfolg beim Übersiedeln!
„Berlin ist eine Reise wert! … auch eine kulinarische!
Nach Heinrich Heine :
„Ich wollte, meine Lieder
Das wären Blümelein :
Ich schickte sie zu riechen
Der Herzallerliebsten mein .
Ich wollte, meine Lieder
Das wären Küsse fein :
Ich schickt‘ sie heimlich alle
Nach Liebchens Wängelein .
Ich wollte, meine Lieder
Das wären Erbsen klein :
Ich kocht eine Erbsensuppe,
Die sollte köstlich sein .“
Köstliche Erbsensuppe? Na das wage ich zu bezweifeln, aber ich lass mich gern vom Gegenteil überzeugen, vielleicht.
Das Udagawa ist wirklich Klasse, obwohl es recht klein ist, und im vorderen Raum eher eine Art ‚Sitz-Imbiss‘, und der hintere Raum etwas karg aussieht. Dass man sehr häufig Japaner und japanische Familien antreffen kann, ist ein gutes Zeichen.
Empfehlenswert ist das (wahrscheinlich) am häufigsten bestellte Gericht ‚Katsu Curry‘, eine sehr große (mutierte?) panierte Hühnerbrust mit Reis und Krautsalat, die mit der dazu servierten Soße sehr gut schmeckt, und wirklich satt macht. Interessanterweise habe ich es in fast 30 Jahren (so lange gibt es das Udagawa an dieser Stelle bereits) geschafft den Namen des Katsu Gerichts ‚richtig‘ auszusprechen. Je nach Bedienung klingt die Wiederholung meiner Bestellung wirklich jedes Mal anders – ein running Gag, aber ich versuche es weiter. :-)
Witzig ist auch das Regal mit den Manga Comics in japanischer Sprache ‚rechts auf dem Weg‘ zu den Toiletten. Auch dieses gab es bereits vor fast 30 Jahren, als Manga Comics in Deutschland noch völlig unbekannt waren.
Hallo Otternase,
ich wußte gar nicht, dass das Udagawa bereits so lange dort ist. Schön!
Das „Katsu Curry“ werd ich meinem nächsten Heimat-Besuch mal probieren. Klingt sehr lecker.
Ach, jetzt hab ich wieder Fernweh nach Berlin bekommen….
VG
Hallo Marianna!
Lustig, ich bin gerade in Barcelona und habe zum ersten Mal churros gegessen. Um den Namen der Köstlichkeit nicht zu vergessen habe ich Mr. Google gerade um Rat gefragt und bin auf Deinen Blog gestolpert. Grinsen musste ich, weil ich gebürtige Berlinerin, spezieller Charlottenburgerin, bin und dank Dir nun weiß, dass ich auch in Charlottenburg churros essen kann……..Danke dafür! :-)
Und das Beste daran: Die Churros in Charlottenburg sind sogar noch leckerer als in Barcelona. Find ich zumindest.
LG
Liebe Marianna, wenn Du mal wieder in der Stadt bist, kannst Du Dir von unserer Aussichtsplattform im Kollhoff-Tower am Potsdamer Platz einen wunderbaren Überblick über Deine Heimat verschaffen :-)
Über Deinen Besuch im PANORAMAPUNKT würden wir uns freuen.
Liebe Grüße**
Da war ich noch nie oben. Ich muss mal vorbeikommen.