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Flashback im Supermarkt oder ein Sommer in Wales

Seit einiger Zeit gibt es vermehrt britische Produkte in unseren hiesigen Supermarktketten und bei ihrem Anblick verfalle ich stets in freudig-elegische Apathie und summe grün, grün, grün sind alle meine Kleider, grün, grün, grün ist alles was ich habe…
Schuld daran ist mein Aufenthalt in Wales. Vor ein paar Jahren verbrachte ich den August in der walisischen Küstenstadt Aberystwyth, von den Einheimischen liebevoll Aber abgekürzt, um dort mein englisch aufzubessern.

Wales-0337Wales Aberyswtyth

Trotz des britischen Wetters, das im Sommer sensationelle Höchsttemperaturen von 15 Grad erreicht – aber auch nur wenn die Sonne scheint – haben die walisische Landschaft und ihre Einwohner mich gnadenlos verzaubert.

Wales Schafe

Die Waliser sind sagenhaft nette und naja, wie soll man sagen, teils auffallend übergewichtige Menschen. Letzteres verwundert bei den britischen Lebensmittelpreisen nicht wirklich. Das einzige was man dort kategorisch unter vier Pfund bekommt sind Chips und Schokoriegel. Die 1kg Familienpackungen sind sogar billiger als bei uns die normalen. Obst, Gemüse und Naturjoghurt kosten pro 100gr ca. 3-4 GBP. Der Caramel-Toffee Joghurt natürlich nur 1,50 GBP in der 250gr Packung.

Aberystwyth Cafe

Zurück zu Ersterem, der Sache mit der Nettigkeit: Die erste überirdisch freundlich Begegnung machten wir mit unserem Taxifahrer, der uns bei der Ankunft vom Bahnhof zum Campus fuhr. Weil er sowieso wieder in die Stadt zurück wollte, nahm er uns gleich wieder mit, kostenlos; und setzte auch noch eine historische Stadtrundfahrt oben drauf.

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Ein Glücksfall, dachten wir. Fehlanzeige. Alle Menschen in Aberystwyth sind so.
Und alle lächeln sie. Im Supermarkt bedanken sich die lächelnden Kassiererinnen beim Bezahlen obendrauf mit einem that’s lovely. Klar der englische Sprachgebrauch ist herzlicher als unserer, aber dennoch in London passiert einem so etwas nicht.

Wales Aberystwyth

Aberystwyth, die Stadt mit dem unaussprechlichen Namen – versuchts in etwa so: Äberiswiθ – ist ein kleiner Küstenkurort mit traditionsreicher Universität und folglich einem regen Studentenleben. Bei uns nicht wirklich bekannt, genießt die Uni international einen hervorragenden Ruf.
Im Zentrum befindet sich das historische Hauptgebäude der University of Wales, an der sogar Prince Charles mal eingeschrieben war, und irgendwie überkommt einen beim Anblick das Gefühl, dass sie von innen vielleicht ein wenig wie Hogwarts aussehen könnte, als Miniaturausgabe sozusagen.

University of Wales

Die Landschaft trägt ihr übriges dazu bei: grüne-grüner-am-grünsten Hügel, dekoriert mit Heuballen und Schafen, schmiegen sich sanft, scheinbar endlos aneinander und finden nur durch die Atlantikküste ein Ende.

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Irgendwie verwundert es dann auch nicht weiter, wenn die zahlreichen asiatischen Studenten, recht häufig für walisische Studien immatrikuliert, auf die Frage warum dies und hier, wegen Harry Potter antworten.

Wales-0424Wales, Blick über AberystwythWales-0362

Es kann sogar passieren, dass sich das Klischee vom betrunkenem grölenden halbnackten Briten bei später Stunde auf der Straße zeigt. Die Polizei versucht jedoch hart dagegen vorzugehen. Alkoholisierte Menschen sind auf Aberystwyths Straßen verboten und CCTV hat ein Auge drauf. So hat uns das zumindest der Polizist bei der Sicherheitseinführung erklärt. Der Campus zählt übrigens auch dazu. Was schade ist, denn die Treppen der National Library of Wales bieten sich gerade zu dar, um mit einem Bierchen abends den Blick auf die beleuchtete Stadt zu genießen.
Tagsüber erklimmt man für uferlosen Ausblick einen der sogenannten Hausberge von Aber, rechts, links und in der Mitte gibt’s einen. Jeder davon lohnt.

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Lieblingsadressen

  • Inn on the Pierre, Marine Terrace – auf dem zentralen Pierre, nicht zu übersehen. [Pubs↓]
  • Rummers Wine Bar, Bridge Street
  • Für den Kater am morgen das beste „english breakfast“ der Stadt: Caffi Morgan, 20 Terrace Road
  • Die leckersten Fish & Chips (und glaubt mir ich hab sie alle probiert): Dolphins, Fish & Chips, Great Darkgate St, Ecke Heol-Y-Bont
  • Julian Shelley Books, Stryd Y Dollborth, Hs.-Nr. im Bereich der 30er [schönes Antiquariat]

CategoriesAllgemein
Marianna

Marianna ist Hamburgerin mit griechischen Wurzeln, studierte in Berlin Literatur-, Kultur- und Rechtswissenschaften und arbeitete in Indien, Griechenland und München. Sie lebt in Berlin, ist als Autorin, Webdesignerin und Fotografin tätig und ist süchtig nach frischem Koriander.

  1. Christina says:

    O_O woooow, wie schön!
    Und wenn die Leute wirklich so nett sind, geht man grad doppelt so gerne hin.
    Vielen Dank auch für den Tipp mit dem Sprachkurs. Hätte ich mehr Urlaub würde ich da sofort hingehen! *_*

    Liebe Grüße
    Christina

  2. modediktat says:

    Wow – wunderschön! Kann ich gut verstehen, Deine Begeisterung! Was für wundervolle Aufnahmen. Und es sieht echt so aus: Das Gras wächst woanders doch irgendwie grüner – besonders in Wales – mit glücklichen Schafen (muss ich gleich mal Wolke zeigen…). Bei übergewichtigen Walisern mußte ich dann fast notgedrungen an Daffyd Thomas aus Llanddewi Brefi denken… ;)
    Einen schönen Start in die neue Woche wünsche ich Dir!!

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