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Mumbai, meine absolute Lieblingsstadt!

Religiöser Umzug in Mumbai

Mumbai, ihre absolute Lieblingsstadt? Die hat nen Knall, denkt ihr jetzt hoffentlich. Es war definitiv keine Liebe auf den ersten Blick.
Als ich das erste Mal ankam, fuhr ich mit dem Zug zur Monsunzeit stundenlang durch die Vororte.

Das zieht sich und obwohl ich schon einiges von Indien vorher gesehen hatte, bildete sich von Minute zu Minute ein immer größer werdender Kloß in meinem Hals. Hier soll ich drei Monate alleine wohnen und arbeiten? Ich war für ein Praktikum in der Kulturabteilung des Goethe-Instituts angereist.
Mumbais Fassaden sind grau. Alles andere als einladend. Tränenartig rinnt eine schwarze Suppe die vergitterten Fenstersimse der sogenannten Chawls herunter.

Typisches Taxi in Mumbai

Auch dieses Mal, nach vier Jahren, denk ich, Gott schaut das furchtbar aus. Wir fahren an monströsen neuen Hochhaussiedlungen vorbei. Das meiste leer. Vereinzelt leuchtet ein Stockwerk, und man sieht eine Familie vor dem Großbildfernseher versammelt. Der Rest des Hauses ist noch nicht fertig gestellt. Die Fensteröffnungen nicht mal geschlossen.

Warum bloß hab ich mich so in diese Stadt verliebt?

So richtig logisch erklären kann ich das immer noch nicht. Vielleicht weil Indien meine erste außereuropäische Erfahrung war?! 
Vielleicht weil mir dort keine Minute langweilig war (was ich nicht ausschließlich als positiv betrachte), weil es immer schwankte zwischen absoluter Euphorie oder totalem Entsetzen.

Weil man nie weiß, was einen im nächsten Moment erwartet. Von der Arbeit nach Hause kommen und in einen spektakulären Straßenzug aus Feuerspuckern erwartet zu werden? Nach Frühstück suchen und von einem Heiligen mit Gottes Status geweiht zu werden? Hat was, find ich.

Weil jeder Stadtteil seine eigene Welt ist. Weil ich das Zusammenspiel aus uralter noch immer lebendiger Tradition (der Hinduismus wird seit beinahe viertausend Jahren praktiziert, die griechischen Götter hingegen sind tot), Moderne, Aufbruch, Reichtum und Armut faszinierend finde.

Weil man die Entwicklung täglich Schritt für Schritt in Zeitlupe mitverfolgen kann. 
Man kann der Stadt beim Wachsen zusehen, wartet auf die Explosion und wundert sich, das alles trotzdem noch funktioniert und der Knoten sich wieder löst.

Ich war total neugierig zu erfahren, was sich nach vier Jahren in der Megacity verändert hat. Ob es meine Straßenstände, wo ich immer mittags gegessen hab wohl noch gibt? Die Antwort ist ja. Jeden einzelnen Straßenstand gibt es noch an demselben Ort und wird von den gleichen Leuten betrieben. Ich hab sie wiedererkannt, sie mich natürlich nicht. In einer Stadt in der vieles so chaotisch und provisorisch wirkt, hat doch alles seine feste Ordnung. Logisch, in Berlin sind es ja auch immer noch die gleichen Würstchenbudenbetreiber, aber hier erwartet man das auch. In Mumbai nicht, ich zumindest nicht.
Mumbai ist nicht nur Colaba, um ehrlich zu sein find ich Colaba sogar den langweiligsten Stadtteil von allen. Deshalb möchte ich euch hier nach und nach die verschiedenen Stadtteile Mumbais vorstellen.

Worli

Wir beginnen mit Worli. Einem völlig unspektakulären Stadtteil, der aber wahnsinnig typisch für Mumbai ist. Luxuriöse Hochhäuser zwischen Wellblechhüttensiedlungen.
Wer mehr über die Metropolen der Zukunft lesen möchte bekommt in dem Artikel bei McMakler einen Überblick.

Wellblechhütten von oben in MumbaiHochhaus in Mumbai Worli

Attraktionen: der Blick aus dem Four Seasons über das endlose Häusermeer.

Blick aus dem Four Seasons auf Mumbai SkylineFour Seasons Mumbai Ausblick von der Rooftop-Bar

Sonnenaufgang vom Hotelzimmer im Four Seasons Mumbai
Sonnenaufgang vom Hotelzimmer im Four Seasons Mumbai

Und direkt vor der Hoteltür ein Paradies an Streetfood-Ständen. Wir haben sogar auf das Hotelfrühstück verzichtet und uns jeden morgen dort durchgefuttert. Frischer Saft, indischer Tee, eine Kokosnuss und das leckerste aller Masala Dosas. Zu unserer absoluten Enttäuschung macht der Masala Dosa-Mann Sonntags frei. Und auf der Suche nach Essen fanden wir stattdessen ewiges Glück.

South Indian Fast FoodMasala Dosa, typisches Streetfood in MumbaiStrassenessen in Mumbai

Wir gerieten in einen sensationellen Festzug hinein, wurden dank positiver Diskriminierung wahrscheinlich als Erste von allen von seiner Heiligkeit Sri Sri Sri Tridandi Srimannarayana Ramanuja Chinna Jeeyar Swamiji gesegnet und bekamen zum Zeichen eine Banane und goldenen Anhänger überreicht, und bunte Striche auf die Stirn gestempelt.

Strassenfest in MumbaiReligiöser Umzug in MumbaiSEINE HEILIGKEIT SRI SRI SRI TRIDANDI SRIMANNARAYANA RAMANUJA CHINNA JEEYAR SWAMIJI Kinder beim Strassenfest in MumbaiKinder beim Strassenfest in MumbaiIndische Familie in Mumbai

Ein toller Tag!

Und wie immer noch ein paar persönliche Tipps:

  • Fragt den Taxi- oder Rickschafahrer nie danach, was es kostet. Es ist in Mumbai üblich das Taxameter zu benutzen. Besteht drauf, sollte das nicht von selbst geschehen.
  • Fahrt Zug! Die Bilder des Lokalzugs aus Mumbai sind berühmt, überfüllte Abteile, auf dem Zugdach sitzende Menschen, offene Türen. Aber es macht Spaß und man bekommt ein gutes Gefühl dafür wie es ist in dieser Stadt zu wohnen. Ich musste damals täglich von Bandra nach Colaba mit dem Ding fahren und vermisse es immer noch. Damit ihr nicht in der Menschenmasse umkommt, fahrt 1. Klasse zur Eingewöhnung. Und probiert euch sonntags aus, da geht es ruhiger zu.

Fortsetzung folgt…

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Marianna

Marianna ist Hamburgerin mit griechischen Wurzeln, studierte in Berlin Literatur-, Kultur- und Rechtswissenschaften und arbeitete in Indien, Griechenland und München. Sie lebt in Berlin, ist als Autorin, Webdesignerin und Fotografin tätig und ist süchtig nach frischem Koriander.

  1. jessie says:

    hey hey.

    oh jee ich sitze gerade in kalkutta, wo ich derzeit auch ein 3-monats-praktikum mache (ein monat von 3 monaten ist bald um). die Firma hat aber auch eine zweigstelle in mumbai und vielleicht sehe ich die stadt auch noch ;) wäre gar nicht so schlecht in den 3 monaten was anderes als kalkutta zu sehen – denn das hier ist auch keine liebe auf den ersten blick! ;)

    und ich freue mich jetzt schon auf meinen roadtrip von kalkutta nach dehli! haha! naja vielleicht lerne ich die stadt ja noch lieben! 2 monate habe ich ja noch ;)

    lieben gruß aus dem indischen sommer,

    jessie

    1. Marianna says:

      Vielleicht wird es ja aber noch Liebe, wenn du die 3 Monate durchhältst. In Kalkutta war ich nie, aber das soll schon wirklich krasser sein als Mumbai. Also vielleicht magst du Mumbai ja auch und es wäre die richtige Entscheidung.

      Auf jeden Fall wird die Fahrt nach Delhi großartig. Viel Spaß!

  2. Pingback:Flyday Mumbai – Willkommen in Bollywood - Tripsta Blog (GER)

  3. Neni says:

    …und ich dachte wirklich, die hat einen Knall. Gerade Indien! Aber deine Bilder sind so farbenfroh und einfach schön, da werde ich fast vom Gegenteil überzeugt. :)

  4. Lisa Ritter says:

    Hi ich bin lisa und auf der suche nach ein paar guten vorbildern für meinen blog bin ich auf deinen gestoßen und finde ihn sehr interessant und mitreißend. Ich würde dich gerne einladen mal auf meinem blog vorbei zu sehen, wo ich über meine work and travelreise durch australien und viele andere abenteuer berichten werde.
    lg lisa/ travelistme

    1. Marianna says:

      Oha, also die Festfotos sind nicht unbedingt das was Mumbais Flair vermittelt. Ich erweiter das hier mal wie angekündigt, dann entsteht nicht so ein missverständlicher Eindruck.

  5. Pingback:Willkommen in Indien (2) anidenkt.

  6. Reni says:

    Einfach wunderbar geschrieben.

    Dein Tweet hat mich total wundrig gemacht. Mumbai ist ja tatsächlich nicht wirklich die Stadt, bei der man erwartet jemandes Lieblingsstadt zu sein.

    Irgendwie würd ich jetzt gern grad eintauchen in das verrückte Gewusel und mir selbst ein Bild davon machen.

    Danke für’s teilen. Echt spannend.

    Liebe Grüsse,
    Reni

  7. Pingback:Interview Weltenbummler Mag: "111 Gründe, um die Welt zu reisen"

  8. Hallo Marianna, ist ja schon wieder eine Weile her, dass du deine Lieblingsstadt Mumbai verlassen hast. Ich habe dich gefunden bei der Suche nach interessanten Stadtteilen in Mumbai. Leider hast du deinen Beitrag nicht fortgesetzt. Du schreibst, dass du Colaba nicht prickelnd findest, und ich habe das dumpfe Gefühl, mir wird es genauso gehen, wenn ich Ende Dezember drei Tage in der Stadt bin. Ich möchte mir eine private Unterkunft suchen in einer Gegend, die nicht unbedingt die großen Sehenswürdigkeiten enthalten muss, die aber vielseitig ist, wo ich mich treiben lassen und das Leben der Menschen beobachten kann. Märkte, Plätze, Kino, Essen, aber auch Strand bzw. Orte, wo ich auch mal ausspannen kann, das wär’s. Hast du einen Tipp? Freu‘ mich, von dir zu hören. Bettina

    1. Marianna says:

      Hallo Bettina,

      du hast völlig Recht, ich hab es irgendwie vergessen hier weiter zu machen.
      Mein absoluter Favorit in Mumbai ist Bandra. Klingt jetzt erst nach Bollywood Stadtteil. Aber zum einen ist es total schön das Meer in Reichweite zu haben. Zweitens ist Bandra eine spannende Mischung aus sehr einfachen Vierteln und einem wohlhabenderen westlich orientierten Stil.
      Meist muss man einfach in die schmalsten Strassen abbiegen und schon befindet man sich in einer ganz anderen Welt.
      Hab viel Spaß in Mumbai. Bekomm beim Schreiben darüber schon wieder Fernweh ;)

  9. Anna says:

    Hallo Marianna, Du schreibst zu Beginn, dass Du zur Monsunzeit in Bombay warst…wie darf man sich das denn im September mit dem Regen vorstellen? Regnet es da dann ein paar Stunden intensiv und danach ist wieder Sonne? Oder regnet es da tagelang durchgehend? Ich überlege nämlich im September für 2 Wochen hinzufliegen…Regen an sich macht mir nichts aus, aber wenn es so stark regnet, dass man quasi nichts unternehmen kann, weil eben z.B. der öffentliche Verkehr dadurch völlig erliegt und die Museen geschlossen haben…dann zahlt es sich vermutlich für mich nicht wirklich aus?! Vielleicht kannst Du mir eine kurze Einschätzung geben…bitte entschuldige die naive Frage…
    Vielen Dank und liebe Grüße
    Anna

    1. Marianna says:

      Hallo Anna,

      ich hab es so erlebt, dass es zur Monsunzeit hin und wieder sehr stark regnet. Manchmal scheint auch die Sonne zwischendurch, es kann aber auch einfach die ganze Zeit bewölkt sein, vor allem ist es wahnsinnig schwül.
      Aber wie genau der Monsun ausfällt, eventuell regnet es auch wirklich tagelang, hab ich auch schon von gehört, kann ich dir leider nicht sagen.
      VG
      Marianna

  10. Susanna Hammann says:

    Hallo und guten Abend Marianna.
    Danke, dass du deine Eindrücke und Reise-Erfahrungen mit uns teilst. Dein Beitrag über Mumbai liest sich sehr spannend und feuert meine Vorfreude gut an, kurz vor meiner Abreise nach Mumbai.
    Ich bin schon sehr gespannt, was mich in der noch unbereisten Millionen Stadt erwarten wird.
    Es ist meine 6. Reise nach Indien ( Delhi, Rishikesh, Jaissalmer, Pushkar, Bundi, Mcload Ganj, Agra, Jaipur, Varanasi, etc.
    Ich reise alleine (bevorzugt) jeweils einmal jährlich für 3 Monate nach Indien und Nepal.
    Langweilig wird es in Indien nie..
    Grüß dich und lieber Gruss.
    Susanna aus der Schweiz

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