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Der zweite Akt: Die Städte, die Straßen, das Meer

Es geht los in die Städte. Von der Algarve hoch in den Norden, erst Lissabon, dann Porto. Unserem Auto sagen wir in der Stadt Lebewohl, davor fahre ich auf der besten Straße der Welt in die Nacht hinein: Vorhang auf für den zweiten Akt.

Der Himmel zieht sich grau durch den Tag. Auf dem Weg nach Lissabon entscheiden wir uns für die Route über Setúbal und dahin werden wir auf einer Fähre kutschiert. Viele weitere Autos sind mit unserem an Board, die Idee eines Mietwagens in Portugal begeistert nicht nur uns. Einmal ausgestiegen laufen wir die Stufen hoch zum Deck, hier sitzen wir für die nächste halbe Stunde. Dahinten ein paar Regenwolken, der Wind bläst kälter als ich ihn von den letzten Tagen in der Algarve gewöhnt bin und langsam gibt sich Setúbal am Horizont zu erkennen.

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Im Hostel schlafen in Lissabon

Es ist spät, ich bin müde und in einem Wohnhaus versteckt finden wir dann doch unser Hostel – das Auto günstig und sicher im Parkhaus untergebracht für die kommenden Tage. Die Treppen hinauf und hinein in die Wohnung, die als Empfang fungiert. Dort erklärt ein junger Kerl mit dunklen Locken zwei Mädchen die Stadt: Passt auf vor Taschendieben, soll ich euch nicht lieber begleiten? Uns gibt er eine ähnliche Einführung, nur leider ohne das verlockende Angebot. Die Zimmer sind schön, morgens gibt es gratis Pancakes. Das Wohnhaus ist Hostel und Studentenbude in einem, das merkt man auch: Wer ist Personal? Wer Gast? Wer wohnt hier? Die Leute bleiben öfter länger als geplant, Lissabon scheint schneller eine Heimat für seine Gäste zu werden, als allein eine Reise-Destination zu bleiben. Wir sind hungrig und die Küche ist bereits belegt. Es verschlägt uns in die Pizzeria direkt unten im Haus, mit einem Glas Rotwein klingen wir den Tag aus.

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Kleine Törtchen, starker Kaffee, ein wenig Fisch

Vorbei an den Kopfsteinpflaster-Straßen, an Gassen, die in dünnen Stufen steil bergauf laufen, landen wir bei Fabrica. Der Kaffee hier ist fernab der Touri-Cafés erschwinglich und lecker, die Bohnen kann man als Souvenir mit nach Hause nehmen. Uns steht der Sinn nach Genuss: Ab nach Belém. Für die berühmten Pastéis de Nata müssen wir nicht einmal lange anstehen und genießen sie sofort im Stadtpark, dann später geht es in die Mercado da Ribeira und wer hier keinen Fisch isst, ist selbst schuld. Danach ein bisschen Kultur – viele Museen in Lissabon kosten übrigens keinen Eintritt – das Museu Berardo beispielsweise. Wir schauen uns an, was sich in Lissabon angeschaut gehört: Straßenbahn, Denkmal, und bleiben spontan einfach noch ein paar Tage länger.

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Die beste Straße der Welt fahren

Forscher haben für Avis ermittelt, dass die beste Straße der Welt in Portugal zu finden ist. Dazu berechneten sie Formeln, loteten das Verhältnis von Kurven zu gerader Strecke aus und fanden heraus: Die Zauberformel heißt 10:1, also auf 10 Sekunden gerader Strecke folgt eine Sekunde gefahrener Kurve.

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Als ich jedoch auf dem Weg nach Porto die N-222 von Peso da Régua nach Pinhão entlang fahre, denke ich nicht an die Formeln und theoretischen Berechnungen. Ich bin völlig gebannt von der wunderschönen Landschaft, die sich entlang des Douro verliert. Hinter jeder der 93 Kurven eine neue Ecke, die es zu entdecken gilt; grüne Weinberge, wohin man auch sieht. Der Sonnenuntergang spiegelt sich funkelnd im Wasser und während sich eine tiefe Dunkelheit über die Straße legt, werde ich fast ein wenig traurig: Wenigstens ist die letzte Fahrt mit unserem Mietwagen eine aufregend schöne.

Eine Katze retten in Porto

Unser Apartment in der Altstadt Portos, ein paar Tage später. Plötzlich klingelt es an der Tür. Wir öffnen, es ist die Nachbarin. Sie möchte eine Katze retten. Denn die ist eingeklemmt zwischen zwei Wänden draußen im Hof, von unserem Fenster aus können wir sie sehen. Die Feuerwehr müsste dazu durch unsere Wohnung – wäre das okay? Wir schauen uns ein wenig ratlos an, die Wohnung ist nur gemietet. Aber die Katze! Manchmal muss man einfach machen. Ein Aufgebot der Feuerwehr, ein wenig Dramatik, der Katze geht es gut. Zur Belohnung? Das beste Sushi der Welt – für uns, nicht für die Katze.

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Sich im Wind auf den Felsen bräunen

Lissabon ist schön, Porto ist eine Schönheit. Überall alte, wunderschöne Leuchtreklamen, die Stadt strahlt in Pastellfarben ganz aus ihrem Inneren heraus. Es ist ruhiger, viel weniger Menschen als in Lissabon tummeln sich auf den Straßen. Ich empfehle: Bacalhau und guten Käse, dazu ein Glas Portwein – Am besten in der Aduela Taberne Bar, hier ist es so schön unkompliziert und ich sitze draußen bunt gemischt zwischen Studenten, einem älteren Herren mit Buch und Hut und ein paar Frauen, die laut aber freundlich auf portugiesisch diskutieren. Danach nimmt man den Bus hinaus zum Strand, läuft entlang der Promenade: Diese bestimmt ganz verlassen die Konturen der Stadt.

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Kein weiterer Mensch kommt uns entgegen, die einzigen sonnen sich und verschmelzen dabei mit den braunen Felsen, auf denen sie liegen. Der Wind ist frisch und kräftig, auf den Wellen dahinten sichte ich ein paar Surfer. Hätte ich die Wahl zwischen Porto und Lissabon – ich würde mich jederzeit für Porto entscheiden. (Günstige Flüge nach Porto findet ihr z.B. hier.)

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Das Land verlassen

Ich nehme früh am morgen Abschied von Portugal, der Flieger nach Stockholm wartet bereits. Portugal, wie schön du bist. Noch nicht so überladen, alles ist hier so leicht und ruhig. Immer wieder entdeckte ich die ein oder andere Stelle, an der deine Farbe abblättert – und das meine ich wörtlich. Die alten Häuser, hier und da fehlt eine der Kacheln. Endlose und ausgezeichnete Straßen entlang der Weinberge im Norden, entlang des Ozeans im Süden. Was ich mit dir verbinde? Deinen Fisch, dein Meer, deinen Wind. Beim Surfen, beim Entdecken deiner Straßen – stets warst du freundlich. Auf Wiedersehen.

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Stella Pfeifer

Studiert und arbeitet in Kassel, doch am liebsten fährt sie durch fremde Landschaften oder mit der Belgrader Straßenbahn. Und schreibt darüber. Immer mit dabei: Ein Notizbuch und ein kleiner Beutel voller Fotofilme, denn ihre Reisen fotografiert sie ausschließlich analog. Was sie noch mag? Gespräche. Mehr dazu auf: fünfpluszwei.de.

  1. Arken says:

    Interessanter Tätigkeit, der Du da nachgehst. Ein bisschen neidisch könnte man werden. Allerdings weiß ich nicht, ob mir das Leben aus dem Reisekoffer behagen würde.
    Aber Deine Berichte lese ich immer wieder gerne. Gerade wenn es um mein Lieblingsland Portugal geht

    1. Stella Pfeifer says:

      Hey! Lieben Dank für das Lob. Und zum Leben aus dem Koffer: Ich bin ja auch oft daheim, das gleicht sich schon aus! Und Portugal ist definitiv auch eines meiner liebsten Länder geworden. Liebe Grüße!

    1. Marianna says:

      Liebe Martina,

      danke dir für dein stetes Feedback. Wir freuen uns wahnsinnig drüber. Allerdings wäre es schön, wenn du unter „Name“ nicht immer deinen Firmennamen einträgst. Wir arbeiten hier auch mit unseren richtigen Namen und die Kommentarfunktion ist keine kostenlose Werbefunktion ;)
      LG
      Marianna

  2. Daniel says:

    Sehr schöne und inspirierende Bilder, da bekommt man sofort Lust einfach aufzustehen und zu verreisen :)
    Ich war zwar noch nicht in Portugal, aber es steht auf meiner Reiseliste und blicke mit Vorfreude darauf bis es soweit ist.

  3. Julia says:

    Bis zu meiner ersten Portugal Reise hatte ich das gleiche Bild wie fast jeder von uns. Die Strände von Algarve, Lissabon und vielleicht auch noch Porto als sehenswerte Reiseziele im Land das uns den Portwein schenkte. Von Fado hatte ich noch gehört – das schmerzerfüllte Lied das abends in den Bodegas von Lissabon wo die Luft voller Rauch ist, von dunkelhaarigen Frauen gesungen wird. Und es kam alles völlig anders.

    Wir fanden ein Ferienhaus im Norden Portugals, nahe Braga, nur etwa 10 Kilometer von der spanischen Grenze zu Galizien entfernt, am Ufer von Rio Lima. Alleine schon die Stadt Braga von der ich viel zu wenig wusste, war für mich eine Offenbarung. Die Römer nannten Braga Bracara Augusta. Die Stadt wird als die Wiege der ersten kulturellen und traditionellen Bräuche angesehen, die bis heute Portugal prägen. Braga liegt in der konservativen Minho Region im Norden und wird als die älteste Stadt im Land betrachtet. Zudem befindet sich hier wegen der langen und starken Bindung zum Christentum das kirchliche Zentrum von Portugal.

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