Ein paar Stunden in Frankreich und schon habe ich ihn gesehen – den Mann mit dem Baguette unter dem Arm. Jetzt kann ich mich entspannen, jetzt lasse ich alles auf mich zukommen, jetzt beginnt: mein Roadtrip durch die Bretagne.

In Nantes beginnt die Reise. Nach vielen Kreisverkehren erreichen wir mit dem Mietwagen den Parkplatz vor der Île Tascon mit ihren Salzmooren. Es ist windig hier, das Meer erobert sich gerade die Küste zurück, es ist Flut. Zeit, um anzukommen und sich umzusehen und ja, da ist er: Grauer Pulli, das frische Baguette in der rechten Achselhöhle eingeklemmt, läuft der Mann an mir vorbei – es ist also kein Klischee. Und wenn doch, dann ein gutes. Der Himmel klärt auf und wir wandern den Golfe du Morbihan entlang, erkunden die einzelnen Wege und die kleinen Örtchen um uns herum, vorbei an Wiesen und viel Grün, dem eher mediterranen Klima hier geschuldet. Nach einigen Kilometern meldet sich der Hunger und wir fahren weiter nach Sarzeau.

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Das kleine Örtchen mag offensichtlich Boote: Sie liegen am Hafen, sie stehen aneinandergereiht am Straßenrand und leuchten in allen Farben. Im Petit Port grüßt der Wirt alle vorbeifahrenden Autos und die eintretenden Gäste umso mehr, ich esse Fisch und trinke französischen Wein, bevor ich erschöpft vom ersten Tag ins weiche Bett falle.

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Belle-Île-en-Mer
Es regnet. Stark und ausdauernd legen sich die grauen Wolken in Quiberon über den Atlantik, dabei will ich doch jetzt genau das: auf’s Meer. Die Fähre bringt mich nach Belle-Île-en-Mer und ich frage mich, was mich wohl auf der Insel erwartet. Sie soll halten, was der Name verspricht, wurde mir gesagt. Aber viele Inseln sind schön. Da bedarf es noch ein bisschen mehr.

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Frisch angelegt schlendere ich den Markt entlang, vorbei am Hafen und dann hoch auf die Burg der Gemeinde Le Palais. Belle-Île-en-Mer unterteilt sich in vier Gemeinden: Le Palais, Sauzon, Bangor und Locmaria. Und scheinbar hält die größte bretonische Insel ihr Versprechen – der Himmel klärt auf, das Wasser funkelt blau und klar und wie für die Bretagne bekannt sind die Wiesen tiefgrün und strahlen. Doch auch die unterschiedlichen Gemeinden sind Schmuckstücke.

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Am Hafen von Sauzon stehen kleine bunte Häuser neben Verkaufsständen für frischen Fisch. Und die Landspitze „Pointe des Poulains“ bietet mit ihren rauen Felsen und dem wilden Meer einen wundervollen Blick über den Atlantik.

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Man kann die Insel zu Fuß entdecken, ein Wanderweg führt die gesamte Küste entlang. Ich wage mich daran und wandere ein Stück entlang der Felsen, Strände (inklusive Surfer), durch fast dschungelartige Abschnitte und erreiche dann, nach einigen Stunden, mein Hotel für die kommende Nacht.

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Mit dem Auto durch die Bretagne
Wie es sich für einen Roadtrip gehört, erkunde ich nun zurück in Quiberon die Straßen der Bretagne. Ich schaue mir die Mégalithes in Carnac an, fahre weiter zur Ria d’Etel und schlendere zur Insel Saint-Cado.

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Hier reiht sich Austernbank an Austernbank, ein kleines Häuschen steht mitten im der Ebbe geschuldeten wasserleeren Hafen. Meinen ersten französischen Crêpe genieße ich in Concarneau – natürlich klassisch mit salziger Butter und hauchdünn.

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Doch die Bretagne besteht nicht nur aus Straßen, aus kleinen Dörfern und malerischen Gassen. Die Bretagne, das sind besonders auch die Inseln. Belle-Île hat mich begeistert, ob es die Glénan-Inseln auch können?

Karibische Maßstäbe, kälteres Wasser
Das Speedboat fährt schnell, fast fliegt es auf dem Wasser. Ich bin auf dem Weg zu den Glénan-Inseln, werde sie auf dem Wasser mit einem Kajak erkunden. Sofort bin ich verliebt: klares, blaues Wasser, weißer Sandstrand und kaum Touristen.  Ich lasse das Kajak zu Wasser, mache mich bereit für das Abenteuer auf dem Meer.

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Auf dem Wasser selbst ist es ganz still, und ich kann die letzten Tage durchdenken. Frankreich, du bist nicht nur Paris, Marseille und Nizza, nicht nur Côte d’Azur und Normandie. Ich empfehle den Blick nach Norden, den Blick in die Bretagne. Ja hier ist es rauer: das Wetter, die Küsten, das Meer, die Menschen. Aber auch ehrlich, zugänglich, wenn man es selbst auch ist, und eine wunderschöne Landschaft reiht sich an die nächste. Es gibt tollen Käse, köstlichen Wein und frischen Fisch.

Die Ästhetik im Rauen
Am Abend zurück in Sainte-Marine erlebe ich etwas, was die Bretagne ziemlich gut beschreibt. Auf der Suche nach einem Restaurant, fast alles ist bereits geschlossen, entdecke ich das wunderschöne Café de la Cale, direkt am Hafen. Erst traue ich mich nicht hinein. Ist es schon zu, gibt es noch eine Küche? Dann jedoch entdeckt mich eine der Kellnerinnen. Sie ist jung, offen, freundlich und bittet mich, doch Platz zu nehmen.

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Ich bestelle bretonische Tapas, höre dem Lachen der neu eintreffenden, einheimischen Gäste zu und genieße die unterschiedlichen französischen Sprachfarben. Manchmal, denke ich mir, muss man selbst dafür sorgen, durch eine Tür zu gehen. Dann wird es belohnt. So ist es auch mit der Bretagne. Ich freue mich auf ein Wiedersehen.

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Stella Pfeifer

Studiert und arbeitet in Kassel, doch am liebsten fährt sie durch fremde Landschaften oder mit der Belgrader Straßenbahn. Und schreibt darüber. Immer mit dabei: Ein Notizbuch und ein kleiner Beutel voller Fotofilme, denn ihre Reisen fotografiert sie ausschließlich analog. Was sie noch mag? Gespräche. Mehr dazu auf: fünfpluszwei.de.

  1. Julia B. says:

    Wnn ich mir diese felsige Belle-Île Bucht ansehe, packt mich das Fernweh. Wie ich Strand und Sonne vermisse … Lieben Dank für den tollen Artikel. Dein Blog gefällt mir ganz gut – mach weiter so! :)

    LG
    Julia

  2. Martina says:

    Ich lese immer wieder gerne über Frankreich ! (Wir haben über 11 Jahre in der Provence gelebt.) Freunde von uns sind erst dieses Jahr in die Bretagne umgezogen.
    Wenn wir das nächste Mal nach Europa fahren, dann möchte ich auch die Bretagne sehen ! Danke für die schönen Fotos !

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