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Kleine „Insider“ Wiesn-Kunde

In ein paar Tagen ist es soweit, in München beginnt die Weihnachtszeit. Zumindest empfand ich als Zuagroaste die Wiesn-Zeit so, eigentlich sogar noch extremer. Die Stadt ist voller als eh schon, der öffentliche Nahverkehr meint für diese besondere Jahreszeit tatsächlich auch mal die Bahnhöfe entsprechend auszuschildern und münchenweit ist jegliche Werbung auf das Oktoberfest zugeschnitten.
Trachten nehmen im Stadtbild immer mehr zu und wenn das Fest erstmal eröffnet ist, steht die Stadt um die Theresienwiesn Kopf. Knutschend, kotzend, torkelnd, die Wiesn Gänger sind nicht zu übersehen.

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Mein Verhältnis zu diesem Großereignis ist immer noch einwenig ambivalent und grade deshalb wollte ich wissen, was verbinden eigentlich die Einheimischen damit. Eine befreundete Münchnerin ließ mich mal an ihren Highlights teilhaben.

– Der Rot Kreuz-Bereich, deutlich zu erkennen am Ballon. Die Helden des Oktoberfestes. Besonders an kalten Tagen haben sie alle Hände voll zu tun, die „nicht-mehr-bei-Bewusstsein-Ausnüchternden“ mit Rettungsdecken vor Unterkühlung zu schützen.

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– Dazu passend die Ausnüchterungswiese hinterm Hofbräuzelt. Für all diejenigen, die zwar noch zu fit für den Rot Kreuz-Bereich sind, aber den Weg nach Hause nicht mehr schaffen. Ich persönlich nenn‘ sie Kotz-Wiese. Der Geruch ist manchmal so intensiv, da kommt’s einem fast schon selbst hoch.

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– Zu den schöneren Dingen: Der Floh-Circus. Echte lebendige, dressierte Flöhe. Seit 1948 auf dem Oktoberfest vertreten.

Schichtl´s Zaubertheater ist mittlerweile Kult. Die „Enthauptung einer lebenden Person“ aus dem Publikum muss man gesehen haben.

– Im Anschluss die „Frau ohne Unterleib“ im Revue der Illusionen bestaunen.

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– Hunger? Die Ochsensemmel im Spatenbräu abgreifen. Am Eingang hängt ein Schild, wie der leckere Ochse hieß, wie viel er wog und wie viele vor ihm verspeist worden sind. Für was Süßes unbedingt Apfelkücherl probieren, die sind nirgends so gut wie auf dem Oktoberfest.

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– Die Krinoline mit eigener Blaskapelle ist bereits seit 1924 vertreten.

Das Teufelsrad für Schwindelfreie. Wer kann sich am längsten auf der drehenden Scheibe halten und auch noch der Kugel ausweichen?

– Beim Münchner Vogelpfeifer gibt’s das berühmt berüchtigte Vogelpfeiferl zu erwerben. Mittlerweile natürlich auch über’s Internet erhältlich.

– Das Italiener Wochenende meiden zumindest angeblich viele Münchner. Den Italienern wird von den trinkfesten Bayern nämlich nachgesagt bereits beim Anblick einer Maß in den Suff zu fallen. Wer sie sucht: im Hofbräu sind sie wohl stark vertreten.

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Toboggan – macht den Zuschauern wohl noch mehr Spaß als den Rutschenden.

– Apropos, wer in welchem Zelt: Der FC Bayern sitzt im Paulaner Festzelt. Das Schottenhamel ist das einzige Zelt, wo die Bedienung kein Dirndl trägt.

Ausblick auf die beleuchteten Theresienwiesn? Einfach den Turm der St. Jakob Kirche besteigen und über die Wiesn schauen.

– Dem Löwenbräu-Löwen beim trinken bestaunen. Jawohl, der Löwe vor dem Löwenbräu-Zelt hebt an und ab seine Maß und ruft mit tiefer Stimme „Löwenbräu“.

– Am letzten Sonntag wird’s romantisch im Zelt: der Abschluss wird mit einem Lichtermeer an Wunderkerzen gefeiert, die kostenlos an die Gäste verteilt werden.

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Mit diesem geballten Insiderwissen solltet ihr nun fast schon als waschechte Münchner-Wiesngänger durchgehen.

Viel Spaß!

Noch mehr Infos

  • Die wichtigen Basics rund ums Oktoberfest gibt’s von Charlotte bei Hostelbookers. Inklusive eines Tipps für die After-Wiesn Stunden von mir!
  • Die Sache mit der Dirndl-Schleife: links -> die Trägerin ist ledig, rechts -> die Trägerin ist verheiratet bzw. vergeben, vorne -> die Trägerin ist Jungfrau, hinten -> die Trägerin ist Witwe.
  • Alle Wiesn Plakate seit 1952 im Überblick hier.
  • Spannende Fakten rund um’s Oktoberfest gibt es auf dem Reiseblog von Ebookers.
  • Wenn es Nacht wird vor der Geisterbahn. Jürgen Stein fotografierte das Oktoberfest, während alle anderen schliefen.
  • Mal was anderes als Oktoberfest? Massig Tipps für München gibt’s hier und hier, für die Umgebung hier. Und auf The Travel Episodes findet ihr eine großartige Reportage zum Forstdreikampf, einer urig-bayrischen Veranstaltung. Und dann wäre da auch noch das Ochsenrennen zu bestaunen.
  • Nicht grad erschwinglich, aber sehr schön anzuschauen: Die Dirndl-Kollektionen von NOH NEE Dirndl à l’Africaine. Kunstvolle, farbenprächtige afrikanische Stoffe mit bayerischen Schnitten kombiniert.
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Marianna

Marianna ist Hamburgerin mit griechischen Wurzeln, studierte in Berlin Literatur-, Kultur- und Rechtswissenschaften und arbeitete in Indien, Griechenland und München. Sie lebt in Berlin, ist als Autorin, Webdesignerin und Fotografin tätig und ist süchtig nach frischem Koriander.

  1. Seiltanz says:

    Schöner Post :-) Und tolle Tipps dabei!
    Die Bilder von Jürgen Stein sind irgendwie gruselig, so hab ich die Wiesn noch nie gesehen ;-)
    Nächsten Montag geht’s bei mir, und i gfrei mi scho!

    Liebe Grüße
    Manuela

  2. Christina says:

    Einfach nur eine geniale Zusammenfassung und ein Grund mehr endlich mal das Dirndl auszupacken. :-)
    Mich hat es leider immer abgeschreckt dort hinzugehen, da man so einiges an „Gruselgeschichten“ hört. (Also immer brav um 08:00Uhr vor dem Zelt stehen und wehe dem, der das einmal verlassen will.) Also ich würde es schon mal gerne probieren, aber viele Kollegen, die schon waren, möchten leider nicht mehr mit.
    Geh ich halt auf den Wurstmarkt. ;-)

    Liebe Grüße
    Christina

    1. Marianna says:

      Liebe Christina, danke Dir. Sei getrost, solltest du Dich entscheiden alleine hinzugehen, wird’s nicht lang halten mit der Einsamkeit. Lg

  3. Witzige Einblicke ins Oktoberfest. Und ja… dieses Jahr ist es wieder soweit: Ich bin nach längerer Zeit Abstinenz nun auch wieder einmal mit dabei. Ab in die Lederhose und rein ins Wiesn‘-Vergnügen. Ich freu mich schon. :-)

  4. Donald says:

    Danke für die Infos. Ich wünsche allen 6,5 mil. Besuchern eine fröhliche Wiesn und
    viel Erfolg beim halten der Maß ( πάν μέτρον άριστον ).

  5. Franzi says:

    Schade, dass ich den Beitrag erst jetzt entdecke und nicht vor der Wiesn.
    war mal wieder lustig, auch wenn ich jedes mal froh bin, wenn die wiesn wieder vorbei ist und münchen ein biiissscchen ruhiger wird :)
    die wiesn in blumenau (brasilien) läuft übrigens noch bis zum 28. oktober, wer nicht genug kriegen kann!

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  10. steffi says:

    und ich dachte immer flohzirkusse wären eine der verarschungen meiner lieben mutter! (wie zB auch dass die Fernbedienung Herrscher heisst, habe erst mit 24 gemerkt dass das nicht bei allen ein akzeptiertes synonym ist). schöner artikel und nette tipps.. außer vielleicht münchen kotzt?

  11. Jonas says:

    Toller Einblick in das Oktoberfest – aber ich bevorzuge dann doch lieber den weniger bekannten Cannstatter Wasen in Stuttgart. Hier findet man alles, was man in München auch findet – insbesondere sind die Zelte am Wochenende noch nicht um Mittag völlig überfüllt und man findet noch Einlass! :)

  12. Ariane says:

    Schöner Artikel! Danke für die vielen Tipps und Links. Ich war tatsächlich, obwohl aus Bayern stammend, noch nie auf dem Oktoberfest (nur auf der peruanischen Kopie in Lima, die übrigens ein Meerschweinchen in Lederhosen als Maskottchen hat und Bier in Plastikbechern serviert ;)).

    Alle Arten von Volksfesten finde ich normalerweise immer sehr anstrengend – schlechte Musik, viele Leute, viel Alkohol, der ganze Dreck… Und ich war noch dazu schon während der Wiesn in München, wo mir direkt am Bahnhof jemand vor die Füße gekotzt hat, noch bevor ich aus dem Zug ausgestiegen bin. Deshalb ist in meinem Kopf das Oktoberfest die Hölle schlechthin – aber gerade deshalb würde ich gerne mal vorbeischauen, um zu gucken, ob es wirklich so schrecklich ist, wie ich es mir vorstelle. Oder ob ich auch ein paar schöne, interessante Seiten finden würde – die findet man ja schließlich eigentlich überall :) Deine Tipps haben mich darin noch bestärkt!

    1. Marianna says:

      Schau mal vorbei und ich drück dir die Daumen, dass deine Vorstellungen nicht erfüllt werden. Obwohl deine Beschreibung das Ganze schon sehr gut trifft, leider ;)
      Aber es hat wirklich auch interessante Seiten, hab ich mir nicht ausgedacht. Man sollte aber sehr tolerant sein, was kotzende Menschen angeht oder lieber vormittags dort aufschlagen.

  13. Melanie says:

    Hallihallo,

    also als Münchnerin bin ich vor allem froh, wenn die Wiesn wieder vorbei ist :D
    Jetzt hat die Stadt ja mal 10 Monate Zeit zum Atmen.

    Viele Grüße aus Minga,
    Melli

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  15. Gisela says:

    Marianna danke für diesen ausführlichen Bericht, ich lasse mich aufjedenfall beurlauben dieses Jahr und packe meinen Dirndl aus den ich letztes Jahr gekauft habe für die Betriebsfeier im Festzelt bei uns im Ort.

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