Eine Einladung führt mich nach Thessaloniki, eine Küstenstadt in Griechenland, und ich bin ein wenig aufgeregt. Das erste Mal verreise ich ganz alleine, allgemein sind viele erste Male dabei: Erstes Mal Griechenland und der allererste Flug. Ich bin gespannt, wie sich das anfühlt und wer ich bin, wenn ich wieder in Deutschland lande, nach all diesen Abenteuern.

Auch ein erstes Mal: Sicherheitskontrolle. Reist man analog, so wie ich, dann muss man sich erstmal für drei unterschiedliche Kameras und ungefähr 20 Filmrollen erklären. Der Mann an der Handgepäckkontrolle mustert meine Filme, legt sie wieder zurück in die typisch graue Schale und sagt: „Hey, so eine habe ich auch noch zuhause. Ist jetzt wieder Mode, ne?“  Er zwinkert mir zu. Ich schmunzle in mich hinein. Sicherheitskontrolle: geschafft. Ich: auch.

Und ich weiß ja gar nicht, wie das alles geht: Kontrolle, Gate, Duty-free. Am Gate angekommen geht es dann ganz schnell, plötzlich sitze ich schon im Flieger, ein Fensterplatz. Der Flieger ist voll und sieht von innen anders aus, als ich es mir vorgestellt habe. Wie genau meine Vorstellung jedoch war, weiß ich auch nicht recht. Neben mir sitzen zwei junge Frauen, reden auf griechisch und lachen viel und vor mit sitzt ein kleines Mädchen. Das Mädchen ist meine Rettung, denn: Sie weiß, wie das geht, dieses Fliegen. Jeden nächsten Schritt zum Abflug kommentiert sie genau 10 Sekunden vorher. Für jemanden wie mich, der nicht weiß, was als nächstes kommt, ist das ziemlich entspannend. „Oh, jetzt werden wir schneller, gleich heben wir ab!“, erklärt sie ihren Eltern. Und ich lehne mich zurück, schließe die Augen und genieße es, das Abheben, nur 10 Sekunden entfernt.

Kurz vor der Landung der Hinweis vom Piloten: In Thessaloniki sind es 30°C und strahlend blauer Himmel. In Spiralen landen wir am Boden, alle stehen sofort auf und es staut sich am Ausgang. Ich bleibe gelassen sitzen, denn mir wurde schon daheim verraten: Die Coolen warten mit dem Aufstehen. Es dauert eh.

Dann ein Taxi zum Hotel, einchecken und die Aussicht aus dem Zimmer bewundern. Ich sehe nur Meer, breites, blaues Meer direkt von meinem Bett aus. Vom Balkon sehe ich noch einen Streifen Promenade und sonst nur Wasser, Möwen, ein paar Frachter am Horizont und hinten links den dazugehörigen Frachthafen. Beim Lehnen über die Balkon-Rehling sehe ich auch die Stadt. Theassaloniki, ich glaube du bist eine Schöne.

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Am nächsten Tag geht es auf zum Frachthafen. Das Museum of Photography, ein toller Backsteinbau gelegen im Industrie-Hafen, ist mein erstes Ziel. Ich freue mich über die tollen, rauen Fassaden, aber am meisten über den riesigen Kahn mit der griechischen Flagge. Man könnte direkt ins Wasser springen, so warm ist es, aber ich halte noch ein wenig aus. Praktisch, dass man direkt (und direkt heißt 1,5 Meter) vom Wasser entfernt essen kann: Meine erste Empfehlung ist die Kitchen Bar, ein Restaurant mit nettem Service, leckerem Essen und das Beste: kaltem Kaffee.

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Ein Wahrzeichen Thessalonikis ist der White Tower und ich möchte schauen, was es damit auf sich hat. Um nach oben zu kommen, kann man durch eine schön gestaltete Ausstellung gehen, die die Geschichte des Turms und der Stadt erzählt. Schnell jedoch ist mir noch mehr klar, weshalb sich ein Besuch lohnt: Die Aussicht ist wunderschön. Nach vorne hin sieht man das Meer, die Schiffe und nach hinten raus die Stadt mit ihren vielen hohen Häusern. Ich mag Häuser, ich mag viele von ihnen auf engem Platz und die Stadt zeigt wirklich, dass sie weiß wie das geht.

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Nach einem leckeren Abendessen falle ich erschöpft ins Bett. Es ist warm, die Zeit vergeht hier schneller. Man ist damit beschäftigt sich zu kühlen, nicht so zu hetzen und so verschwindet so ein Tag in Sekundenschnelle.

Eines meiner liebsten Ziele in neuen, fremden Städten sind ihre Markthallen. Hier bekomme ich oftmals ein gutes Gespür dafür, wie die Stadt tickt. In Thessaloniki kann man zu meiner großen Freude an Stadttouren der besonderen Art teilnehmen: Einer Food-Tour. Ein Guide zeigt mir also Geheimtipps, die Markthallen mit all ihren Abzweigungen und die richtige Anlaufstelle für – natürlich – griechischen Wein und Oliven.

Ich komme aus dem Probieren gar nicht mehr raus und dann tippt mir eine ältere Griechin auf die Schulter: „Sprichst du deutsch?“ „Ja!“ antworte ich ein wenig unsicher. Und dann erzählt mir die Frau mit dem gebräunten, faltigem Gesicht und den grünen Augen strahlend, wie sehr sie Deutschland mag und dass sie seit Jahren ihren Sommerurlaub auf Rügen verbringt – ich soll ihr die Ostsee grüßen, das sei wenigstens noch ein kaltes Meer.

Ich mache an diesem Tag die Erfahrung, dass Thessaloniki darin wirklich gut ist: in Touren. Denn abends nehme ich an einer weiteren teil, der Handpeak-Tour. Hier zeigen mir Einheimische lokale Geschäfte und Restaurants, ganz nach Vorliebe. Ich habe Künstler kennengelernt, eine Galeristin, ein Geschäft für weggeworfene Dinge, die das Betreiberpaar (mit Hund!) liebevoll restauriert. Ich habe hier auch gelernt, was es alles braucht um eine Gitarre zu bauen. Und ich meine richtig, von Hand, von einem Mann, dessen Leidenschaft das ist. Eine Stadt, vielleicht ein Land auf diese Weise kennenzulernen, hinterlässt Eindruck. Und über diesen muss man sprechen, gerne bis drei Uhr nachts mit Wein und dem Meer vor Augen.

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Wenn ich mit anderen über Griechenland sprach, erzählten sie mir oft von dem klaren, blauen Meer, dem weißen Strand. Ich möchte das auch sehen und steige in den Bus nach Halkidiki. Von Thessaloniki eine knappe Stunde Autofahrt entfernt, bin ich auf einmal ganz woanders: Weißer Strand, eine schöne Landschaft und kristallklares Wasser. Bevor ich mich abkühle, laufe ich ein Stück, klettere ein wenig auf Felsen und verbrenne mir meine Füße an den heißen Steinen. Hier komme ich zur Ruhe, denke über die vergangenen Tage nach und freue mich über viele Momente, die ich so noch nie erlebt habe. Alleine verreisen ist spannend und mühselig zugleich, voller hoffentlich bleibender Momente und Begegnungen. Halkidiki bietet dir einen Ort zum Durchatmen. Das Meer ist angenehm kalt und salzig, ich spüre das Salz auch noch Stunden später auf meiner nun trockenen Haut.

Mein letzter Abend in Thessaloniki ist fast schon ein Zufall: Auf der Suche nach einem authentischen Restaurant lande ich schließlich, in einer Seitenstraße gelegen, im Rouga. In dem Restaurant werde ich von einem netten Service begrüßt, eine Band spielt. Meine Begleiter und ich bestellen uns quer durch die Karte, der Wein steht gekühlt in großen Karaffen auf dem Tisch: Yamas. Das Essen schmeckt ausgezeichnet, das Preis-Leistungsverhältnis ist mehr als stimmig und wir verlassen das Lokal sehr spät, ganz egal, wann der Flieger am nächsten Morgen geht.

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Ich stehe ein letztes Mal ganz bewusst auf meinem Balkon. Das Meer ist immer noch so blau wie am ersten Tag, heute vielleicht ein bisschen rauer und wild. Der Koffer ist gepackt, ich laufe durch die Lobby des Hotels und steige in mein Taxi zum Flughafen. Ein letztes Mal fahre ich durch die Straßen Thessalonikis, freue mich über die an mir vorbei ziehenden Häuser, die so ganz nach meinem Geschmack sind. Am Flughafen checke ich ein, ich weiß ja jetzt, wie das geht und warte eine knappe Stunde, bis das Boarding beginnt. Wie schnell man sich an die Abläufe gewöhnt, denke ich mir.

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Und als ich schon wieder viele Kilometer über dem Boden gen Deutschland reise, denke ich an die vergangenen, anstrengenden und schönen Tage, an eine tolle und spannende Stadt und an die beeindruckende Landschaft. Griechenland, auf Wiedersehen.

Danke an Marketing Greece und Aegean Airlines für die Unterstützung der Reise.

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Stella Pfeifer

Studiert und arbeitet in Kassel, doch am liebsten fährt sie durch fremde Landschaften oder mit der Belgrader Straßenbahn. Und schreibt darüber. Immer mit dabei: Ein Notizbuch und ein kleiner Beutel voller Fotofilme, denn ihre Reisen fotografiert sie ausschließlich analog. Was sie noch mag? Gespräche. Mehr dazu auf: fünfpluszwei.de.

  1. Annika says:

    Stella, oh wie sehr ich deine Worte und deine Bilder mag. Ich war auf der selben Reise und habe das selbe gesehen, aber doch war für mich alles so anders und ich freue mich, es durch deine Augen (und Kameras) noch einmal zu erleben. Danke!

    1. Stella Pfeifer says:

      Liebe Annika, vielen Dank für deine lieben Worte, ich hoffe wir sehen uns noch einmal wieder – es war schön! Alles Liebe und ich hoffe, du bist fleißig am Tauchen.. :)

  2. Toller Artikel, Stella! Leider war ich bisher noch nicht in Griechenland, aber es wird dringend Zeit ;-)

    Vielleicht hast Du ja mal Zeit und schaust Dir unser Projekt an, wir stammen auch aus Kassel ;-)

    Viele Grüße
    Mathias – underwaygs.com

  3. Neni says:

    Die Bilder sind wirklich große klasse!
    Ich habe vor ein paar Monaten jemanden aus Thessaloniki kennengelernt und sie hat wirklich spannendes aus der Stadt erzählt. Seitdem bin ich ganz verrückt nach Griechenland.

  4. Gerd says:

    Griechenland habe ich zum ersten Mal 1980 kennengelernt, schon damals hat mich die Ruhe und stressfreiheit in den griechischen Kleinstädten fasziniert, an der sich auch nach dem EU-Beitritt nicht viel geändert hat. Bisher habe ich mir das Land immer in Kombination mit einem Badeurlaub angesehen, mit dem Schwerpunkt Badeurlaub und vielen Ausflügen vom Strandurlaub ausgehend, Es wird langsam Zeit die übrigen Bereiche dieses schönen Landes auch einmal näher zu betrachten und Thessaloniki hat mich aufgrund Deines Berichtes doch neugierig gemacht.

  5. Pingback:Urlaub im Blick - Reiseberichte #08 - Genuss mit Fernweh

  6. Jutta says:

    Liebe Stella, alles sehr schön gesagt! Genau so sehe ich Thessaloniki.
    In Griechenland sagt man: „η κούκλα του βορρά.“
    Lieben Gruß, Jutta

  7. Pingback:„Es gibt nichts, das mit Chalkidiki vergleichbar ist“ - Sonne & Wolken

  8. Andre says:

    Du hast einen tollen Blog über Griechenland geschrieben. Ich bekomme da gleich wieder bock auf meine Lieblingsinsel zu fliegen . Freu mich schon auf nen weiteren Blog :-) Ich bin xtrem gerne auf Zakynthos ..

  9. Pingback:Thessaloniki: Griechenlands zweitgrößte Stadt mit wenig Geld erleben

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